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Herzlich willkommen beim Sportdoktor, hier bekommen Sie einen kleinen Einblick in die Welt der Sportmedizin und Orthopädie, der Ihnen interessante und nutzvolle Informationen bietet.
Möglicherweise finden Sie hier Hilfe für das Verständnis oder gar Lösung Ihres eigenen Problems.
Ihr Prof. Dr. Martinek
Laut Unfallstatistiken nehmen die Kapselband-Verletzungen am Kniegelenk in den letzten Jahren stetig zu. In 2/3 der Fälle handelt es sich dabei um Sportverletzungen, in Linie beim Skifahren und insbesondere bei Ballsportarten mit Körperkontakt wie Fußball oder Basketball. Unter den Bandverletzungen ist die vordere Kreuzbandverletzung (VKB) mit ca. 50% die häufigste Kniebandverletzung.
Das zerrissene Kreuzband heilt in den meisten Fällen nicht. Durch das Fehlen des vorderen Kreuzbandes kommt es zu einer unangenehmen Instabilität welche insbesondere unter sportlichen Belastungen ein Wegknicken des Knies (giving way) verursacht. Außerdem führt die Instabilität zu abnormalen Verschiebebewegungen (pivot shift), welche auf Dauer zu einem vermehrten Verschleiß des Gelenks führen, Die Folge ist eine Schädigung weiterer wichtiger Strukturen des Kniegelenkes wie des Meniskus und der Knorpeloberfläche. Die Betroffenen sind sportlich weniger belastbar und entwickeln innerhalb von wenigen Jahren Arthrose.
In der Regel sollte daher, insbesondere bei aktiven Menschen das vordere Kreuzband neu rekonstruiert werden. Eine Altersgrenze für die Operation existiert nicht.
Symptome:
Auf eine akute Ruptur des vorderen Kreuzbandes weisen folgende Symptome hin:
– akuter Schmerz
– Wegknicken des Gelenks
– Zerreißungsgefühl
– Knack im Gelenk
– Gelenkerguss
– Streck- und Beugehemmung
– Pseudoblockade
Auf eine ältere Ruptur (Insuffizienz) des vorderen Kreuzbandes weisen folgende Symptome hin:
– Verschiebegefühl Oberschenkel gegen Unterschenkel
– Gangunsicherheit (giving way)
– Leistungsverlust
– Gelenkerguss (v.a. nach Belastung)
– vorderer Knieschmerz
Therapie:
Das vordere Kreuzband wird heute ausschließlich durch eine arthroskopische Kreuzbandrekonstruktion ersetzt.
Mit speziellen arthroskopischen Instrumenten wird das Gelenk auf die Transplantataufnahme vorbereitet und an den Stellen der ursprünglichen Ansätze des Kreuzbandes 8-9 mm große Tunnel durch den Unter- und Oberschenkel gebohrt. Das entsprechende Transplantat wird entnommen, ins Gelenk eingezogen und durch bioresorbierbare (mit der Zeit auflösbare) Dübel und Schrauben fixiert. Dabei ist es von großer Bedeutung, dass das Transplantat exakt platziert wird – und dies erfordert ein Höchstmaß an Erfahrung.
Die meisten vorderen Kreuzbandrekonstruktionen werden heute entweder mit der eigenen Patellasehne oder mit den Beugesehnen (Semitendinosus- und Gracilis-Sehnen = Hamstrings) durchgeführt.
Ursprünglich waren die Transplantate aus dem mittleren Drittel der Kniescheibe besser, weil sie fester im Knochen befestigt werden konnten als die Beugesehnen-Transplantate. Sie hatten dennoch den Nachteil, dass die Patienten postoperativ häufiger Schmerzen beim Knien und im Bereich der Kniescheibe hatten. Durch Weiterentwicklung der Instrumente und Implantate besteht heute aber kaum Unterschied in der Befestigung der Transplantate und die Hamstring-Sehnen häufiger verwendet werden.
An unserer Klinik wird aus beiden Beugesehnen (Semitendinosus- und Gracilis-Sehne) ein kräftiges 4-fach-Bündel-Transplantat gebildet. Diese wird durch moderne Implantate aus einem Hydroxyapatit (HA) und Milchsäure-Polymer (PLLA) im Oberschenkel und Unterschenkel fest verankert.
Nachbehandlung:
Nach der Operation wird für 2 Wochen eine Teilbelastung unter Verwendung von Unterarm-Gehstützen verordnet, danach kann die Belastung zügig gesteigert werden. Eine Bewegungseinschränkung gibt es nicht, das Knie kann frei bewegt werden. Sofort nach der Operation wird mit abschwellenden Maßnahmen (Kühlung, Lymphdrainage, Medikamente) und Physiotherapie begonnen. Für die Rückkehr zum Sport ist eine kräftige Muskulatur und Kraftausdauer des operierten Beines sowie entsprechende koordinative Fähigkeiten Grundlage notwendig.
Die Maßnahmen werden zusätzlich durch eine motor-betriebene Bewegungsschiene (CPM) zur passiven Bewegungsübung und durch Elektrostimulation der Muskulatur (EMS) unterstützt. Zum Schutz des Transplantats wird für insgesamt für 6 Monate eine Kniegelenksorthese angepasst.
In der Regel kann nach 4 Wochen mit Schwimmen und Radfahren und nach 6-8 Wochen mit Joggen begonnen werden. Wettkampfsport mit Körperkontakt sollte nicht vor 9 Monaten postoperativ angegangen werden.
© Der Sportdoktor - Prof. Dr. med. Vladimir Martinek - 2024