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Ihr Prof. Dr. Martinek
Die Achillessehne ist die stärkste Sehne des menschlichen Körpers. Und trotzdem ist sie der Inbegriff der Schwäche, der Verletzlichkeit. Die griechische Mythologie liefert hierzu die Erklärung: Achilles war der Sohn der unsterblichen Meeresgöttin Thetis und des sterblichen Peleus, und somit nur ein Halbgott. Um ihren Sohn auch unsterblich zu machen, tauchte ihn seine Mutter als Kind in das Wasser des Unterweltflusses Styx. Durch den Kontakt mit dem Flusswasser wurde Achilles unverwundbar und später einer der größten Helden von Troja. Die einzige verletzliche Körperstelle blieb aber seine Ferse, an der ihn seine Mutter beim Eintauchen in den Fluss seinerzeit festgehalten hatte und welche dadurch verwundbar blieb. Gerade auf diese Ferse lenkte der Lichtgott Apoll einen Pfeil des Trojaners Paris, der Achilles tötete.
Ja, die griechischen Geschichten sind unterhaltsam. Wenn man selbst betroffen ist, ist das allerdings weniger lustig. Betroffen sind in der Regel junge Männer im Alter zwischen 30 und 40 Jahren bei welchen der unerwartete Riss der Achillessehne meist ohne Vorankündigung passiert: bei plötzlicher Anspannung des Wadenmuskels, häufig bei Sportarten mit schnellem Richtungswechsel wie Handball oder Squash, reißt die Sehne mit einem lauten, peitschenknallähnlichen Geräusch! Die Diagnose ist klar: ein kraftvolles Senken des Fußes ist nicht mehr möglich, an einen Zehenstand ist gar nicht zu denken und an der Achillessehne ist eine Delle tastbar. Wieso kann aber eine Sehne, welche Tragfähigkeit von bis zu 800 kg besitzt, plötzlich reißen? Die Tatsache ist, dass eine gesunde Sehne nicht reißt, sei denn man bekommt einen kräftigen, direkten Tritt in die Ferse. Das ist aber eher die Ausnahme. Meist liegt also eine Vorschädigung durch Über- und Fehlbelastung vor. Die Sehne erfährt dabei immer wieder kleinere Verletzungen, die die Blutversorgung des Gewebes stören und so zur Degeneration und Abnahme der Festigkeit führen. Und wenn man bei Achillessehnenbeschwerden auch noch Kortison-Injektionen bekommt, ist die Tragödie fast schon vorhersehbar.
Die Behandlung kann prinzipiell konservativ oder operativ erfolgen, die Entscheidung hängt dabei von einigen Faktoren ab, beim Sportler wird aber grundsätzlich zu einer Operation geraten. Beim konservativen Vorgehen wird der Fuß im Gips, in einem Spezialschuh oder in einer Orthese mit Fersenerhöhung für ca. 6 Wochen ruhiggestellt. Dabei wird das Risiko in Kauf genommen, dass es zu einer Sehnenverlängerung kommt und die Spannungsverhältnisse zwischen Muskel und Sehne nicht wiederhergestellt werden können. Das daraus resultierenden Hinken und der erhebliche Kraftverlust sind v.a. für Sportler aber kaum tolerierbar. Die operativen Möglichkeiten sind bezüglich der späteren Funktion deutlich verlässlicher und haben sich zudem heute erheblich verbessert. Die Sehnennaht wird z.T. minimal-invasiv perkutan über 1 cm Inzisionen durchgeführt. Allerdings ist auch nach einer operativen Behandlung eine Ruhigstellung bzw. Schonung des Beines in einer Orthese in Spitzfußstellung von mehreren Wochen erforderlich. Und, die geheilte Achillessehne erreicht bei optimalem Verlauf nur ca. 90 % der normalen Festigkeit. Das ist aber durchaus ausreichend, eventuell wieder Leistungssport zu betreiben – wenn man unbedingt noch will…
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