Become the best healthy version of yourself again

Herzlich willkommen beim Sportdoktor, hier bekommen Sie einen kleinen Einblick in die Welt der Sportmedizin und Orthopädie, der Ihnen interessante und nutzvolle Informationen bietet.

Möglicherweise finden Sie hier Hilfe für das Verständnis oder gar Lösung Ihres eigenen Problems.

Ihr Prof. Dr. Martinek

Wie gefährlich ist Golf?

Golf ist ein wunderbarer Sport welcher in den letzten 10 bis 15 Jahren auch in Deutschland deutlich an Popularität gewonnen hat.  Namen wie Langer oder Kaymer werden inzwischen auch in der breiten Bevölkerung wahrgenommen und der Golfsport erlebt seit Jahren jährliche Zuwachsraten von gut 5%.  Im deutschen Golfverband werden inzwischen an die 650.000 Golfer gezählt, die auf mehr als 700 Golfanlagen von Mecklenburg-Vorpommern bis Bayern den Golfschwung üben. Der Golf gilt  als  „low-risk“ Aktivität für den älteren Sportler, bei dem nicht viel passieren kann.

Was aber einem nicht bewusst ist:  der Golfsport zählt  zu den Top Ten der gefährlichsten Sportarten weltweit! Jährlich sterben 4500 Menschen auf den Golfplätzen durch Herzinfarkt, Kartunfälle und den Blitzschlag. Fünf Prozent aller Blitzopfer weltweit sterben auf den Golfplätzen. Die hohen Todeszahlen sind aber hauptsächlich auf den hohen Altersdurchschnitt der Golfspieler zurückzuführen.  Aber nicht nur Naturgewalt, Verkehrsunfälle oder Herzversagen sind im Golfsport zu befürchten. Schwere Schädelverletzungen bis zu Schädel-Hirn-Trauma, Augenverletzungen oder Knochenbrüche können durch den Golfschläger beim Rückschwung, durch in Wut geschleudertes Spielgerät oder durch fehlgeschlagene und querfliegende Golfbälle vorkommen.  Das Paradoxe an diesen ernsten Vorfällen ist die Tatsache, dass diese in den meisten Fällen durch Befolgung allgemeiner Golfregeln vermeidbar wären.

Der durchschnittliche Golfer spielt etwa 37 Runden im Jahr und verbringt außerdem eine nicht unerhebliche Zeit auf der Driving Range. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass zu Störungen am Bewegungsapparat kommen kann.  In einer aktuellen Studie wurde gezeigt, dass in einem Zeitraum von 2 Jahren bei 60% Profi- und 40% Amateur-Spielern eine Verletzung oder ein Überlastungssymptom auftritt, wobei die chronischen Probleme weit überwiegen.

Das häufigste Problem des Golfers, ob im Amateur- oder Profisport, sind Rückenschmerzen gefolgt von Verletzungen der oberen Extremität. Die Profis erleiden häufiger Handgelenksverletzungen, die Amateure beklagen eher Schwierigkeiten am Ellbogen, während Schulterprobleme beide Leistungsgruppen etwa gleich betreffen.

Der Rückenschmerz entsteht als Folge der kraftvollen Rotation und Streckung während des Golfschwungs. Messungen zufolge wird bei dem durch die Wirbelsäule vermittelten Golfschwung eine Schlägerkopfgeschwindigkeiten bis zu 190 km/h erzeugt.  Da die Brustwirbelsäule wenig Drehbewegung erlaubt, wirken sich die beim Schwung generierten Kräfte v.a. im Bereich der Lendenwirbelsäule aus und verursachen hier Muskel-, Bandscheiben- und Gelenkschäden. Prophylaktisch erwiest sich Verbesserung der Streckfähigkeit der Wirbelsäule und der Rotationsfähigkeit der Hüfte als positiv. Es zeigt sich außerdem, dass das Tragen des Golfbags die Häufigkeit der Rückenschmerzen verdoppelt.

 

Der Ellbogen ist die „Achillesferse“ des Golfspielers.  Die Schmerzen auf der Innenseite des Ellbogens bei Epikondylitis ulnaris werden auch schon als Golfer-Ellbogen genannt.  Der Golfspieler kann aber auch einen Tennis-Ellbogen (Epikondylitis radialis) mit Beschwerden auf der Außenseite des Ellbogens erleiden. Beide Verletzungen entstehen meist infolge falscher Schwungtechnik – der Golfer-Ellbogen durch die sogenannten fetten Schläge (Schläger trifft den Boden zuerst, große Divots), der Tennis-Ellbogen durch das Überschwingen mit der rechten Hand (beim  Rechtshänder). Die Häufigkeit der Ellbogenprobleme steigt mit zunehmendem Alter und hängt auch von der Spielintensität ab. Dehnungsübungen vor dem Spiel sind das wichtigste Mittel dagegen.

Profigolfer beklagen häufiger als Amateure über Probleme am Handgelenk.  In den meisten Fällen handelt es sich überlastungsbedingte Entzündungen der Beuge- und Strecksehnen am linken Handgelenk (beim Rechtshänder) infolge von sogenannten Mikrotraumen. Diese langwierigen Überlastungen werden durch spezielle Dehn- und Kräftigungsübungen behandelt und zwingen den Spieler zuweilen auch zu einer Schwungkorrektur.

Das Schultergelenk spielt im Golfschwung eine entscheidende Rolle. Die Muskeln der Rotatorenmanschette (v.a. der Innenrotator, M. subscapularis), die Brustmuskeln (M. pectoralis) und die Rückenmuskeln (M. latissimus) werden bei der Schwungdurchführung beansprucht. Bei mangelhafter Koordination ist die Überlastungs- und Verletzungsgefahr erhöht. Die auftretenden Probleme wie Schleimbeutel-Entzündung, Impingement oder Arthrose (v.a. im Schulter-Eckgelenk) treten hauptsächlich im führenden Arm (links beim Rechtshänder) auf und können durch gute Aufwärm-Routine und spezifische Übungsprogramme reduziert werden.

Viele dieser Probleme am Bewegungsapparat im Golfsport können durch eine korrekte Schwungtechnik beseitigt oder vermieden werden. Die wichtigste Prävention von Golfverletzungen ist allerdings die Vorbereitung vor dem Spiel. Mehr als 80% der Golfspieler verbringen weniger als 10 min mit Aufwärm- und Dehnungsübungen vor Spielbeginn. Und die 20%, die es tun reduzieren das Verletzungsrisiko auf weniger als die Hälfte.  Und ein regelmäßiges Trainingsprogramm zur Kräftigung der Rumpf-, Arm- und Schultermuskulatur sowie Stretching bildet die Grundlage für ein langes und schmerzfreies Golfspiel.

Und wenn man die Golfregeln befolgt und umsichtig handelt, wird  das Golfen dann doch zu einem gemütlichen low-risk Sport.

Get started

Let me Take Care
Of You

© Der Sportdoktor - Prof. Dr. med. Vladimir Martinek - 2024