Das Knie ist eines der am meisten belasteten Gelenke des menschlichen Körpers. Es besteht aus drei Gelenkanteilen: dem inneren sowie äußeren Gelenkanteil zwischen Oberschenkel und Schienbein mit den dazwischen liegenden Menisken (Zwischengelenkscheiben) und dem Kniescheibengelenk zwischen Kniescheibe und Oberschenkelknochen.
Alle Gelenkanteile sind mit einer Knorpelschicht überzogen und werden von einer gemeinsamen Gelenkkapsel umschlossen. Die Gelenkschleimhaut produziert eine Flüssigkeit, die den Knorpel ernährt, der gemeinsam mit den Menisken die Funktionen des Gleitvorgangs und der Stoßdämpfung erfüllt. Das Knie wird durch seitliche Bänder (innen und außen) und Kreuzbänder (vorne und hinten) stabilisiert. Bei Kniebeugung wird interessanterweise zusätzlich auch geringe Rotationsbewegung durchgeführt.
Knorpel:
Der Gelenkknorpel ist eine ca. 5-6 mm dicke Gewebeschicht, welche die beweglichen Knochenenden in allen Gelenken überzieht. Der Knorpel ist zum einen elastisch und zum anderen äußerst glatt, um die Reibung im Gelenk herabzusetzen und mechanische Stöße abzufangen.
Durch einen Unfall, durch Verschleiß oder Entzündung kann es zu einer Schädigung des Gelenkknorpels kommen. Für die Betroffenen haben die Gelenkschäden unterschiedliche Folgen. In Abhängigkeit von Art und Größe der Verletzung und –dem meist altersabhängigen – Gesamtzustand des Gelenks kommt es zu belastungsabhängigen Schmerzen und Reizzuständen, die im Laufe der Zeit zu Arthrose und Gelenkzerstörung führen.
Symptome
Gelenkknorpelschaden kann folgende Beschwerden verursachen:
– Schmerzen bei Belastung
– Schmerzen in Ruhe
– Erguss im Knie
– Schwellung
– Blockaden
– Achsfehlstellung im Knie
Therapie:
Die Therapie der Knorpelschäden richtet sich nach der Ursache und Schwere der Erkrankung. Mit Hilfe der Arthroskopie lässt sich der Knorpelschaden genau beurteilen und in passenden Fällen mit speziellen Mikroinstrumenten auch behandeln.
Folgende operative Möglichkeiten stehen bei einem Knorpelschaden zur Verfügung:
– Knorpelglättung
– Knochenmark-stimulierende Maßnahmen (Mikrofrakturierung/Abrasion)
– Knorpel-Knochen-Transplantation
– Knorpelzell-Transplantation
Knorpelglättung
Die einfachste und schnellste Methode zur Behandlung des Knorpelschadens ist die arthroskopische Gelenksäuberung und Glättung des Restknorpels. Da der Gelenkknorpel bei dieser Methode nicht regenerieren kann, kommt sie nur bei bereits ausgedehnten Gelenkschäden – also bei ausgeprägter Arthrose – in Frage.
Die Wirkung dieser Therapie ist begrenzt und wird hauptsächlich bei älteren Patienten oder als letzte Maßnahme vor der Implantation eines künstlichen Gelenks durchgeführt. Die Operation hat allerdings den Vorteil, dass die Patienten innerhalb von wenigen Tagen das operierte Kniegelenk wieder belasten können.
Knochenmark-stimulierende Maßnahmen
Das Knorpelgewebe ist nicht durchblutet und kann somit von alleine nicht regenerieren oder heilen. Bei komplett fehlendem Knorpel – also einem Knochenglatzen-Bezirk – kann eine Stimulierung der körpereigenen Knorpelreparation versucht werden.
Dabei wird die unter dem defekten Knorpel liegende Knochenschicht durchbohrt (Pridie-Bohrung), durchstoßen (Mikrofrakturierung) oder abgetragen (Abrasion). Dadurch kommt es zur Einblutung und Einwanderung von Knochenmark-Stammzellen in den geschädigten Knorpelbezirk, welche sich dort zu faserigem Ersatzknorpel entwickeln. Der Faserknorpel ist zwar nicht so belastungsfähig wie der Originalknorpel (hyaliner Knorpel), ist aber immer noch besser, als ein komplett blank liegender Knochen.
Diese Methode hat den großen Vorteil, dass sie komplett arthroskopisch erfolgt. Sie wird hauptsächlich entweder bei kleinen Defekten (< 1 cm²) bei jungen Patienten oder bei großen Defekte (> 4 cm²) bei älteren Personen durchgeführt.
Knorpel-Knochen-Transplantation
Bei jungen oder aktiven Personen mit Knorpeldefekten mittlerer Größe (bis zu 3 cm²) wird bei entsprechenden Beschwerden eine Knorpel-Knochen-Transplantation durchgeführt. Dabei wird der defekte Knorpel in der Belastungszone mit dem darunter liegenden Knochen mit speziellen Zylinderstanzen herausgenommen und mit eigenen Knorpel-Knochen-Zylindern aus den (weniger belasteten) Randbezirken des Kniegelenks ersetzt.
Der große Vorteil dieser Methode ist, dass eigener funktionsfähiger (hyaliner) Gelenkknorpel transplantiert wird und die Zylinder über die Knochenheilung gut integriert werden. Auch der Kostenaufwand hält sich in Grenzen.
Der Nachteil ist, dass durch die Entnahme des eigenen Gewebes Defekte in den Randbezirken des Kniegelenks entstehen, auch wenn bisher keine großen Beeinträchtigungen beschrieben sind. Operation ist nur für kleine Defekte sinnvoll arthroskopisch durchführbar.
Knorpelzell-Transplantation
Bei größeren Knorpeldefekten (ab 3 cm²) wird bei jungen und aktiven Personen die Knorpelzell-Transplantation durchgeführt.
Im ersten, arthroskopischen Operationsschritt wird eine kleine Knorpelbiopsie entnommen und in ein Speziallabor gegen Entgelt zur Züchtung und Vermehrung der Knorpelzellen eingeschickt. Vier bis 6 Wochen später wird die Knorpelzell-Kultur des Patienten zurückgeschickt und in einer zweiten Operation in den Knorpeldefekt zurückverpflanzt. Innerhalb von Jahren bildet sich an dieser Stelle eine neue Knorpelstruktur, die dem Originalknorpel ähnelt.
Die Kosten für die Zell-Züchtung sind jedoch relativ hoch (3.000,- bis 6.000,- €) und werden bisher nur von wenigen Krankenkassen übernommen. Die Operation – früher nur in offener Technik möglich – ist heute in einer bei uns verwendete Spezialtechnik auch arthroskopisch durchführbar.
Nach der alleinigen Knorpelglättung ist eine zügige Rehabilitation ohne längere Entlastung (1-2 Wochen) ohne Einschränkung der Beweglichkeit möglich. Nach den knochenmark-stimulierenden Maßnahmen oder Transplantationen ist eine komplette 4-wöchige Entlastung, gefolgt mit 2-wöchiger Teilbelastung (ca. 15 kg) an Gehstützen notwendig.
Unterstützt wird die Rehabilitation durch die Anwendung (4 Wochen) einer Motorschiene (CPM) und eines Muskelstimulationsgerätes (EMS). Mit folgenden Arbeitsausfallszeiten muss gerechnet werden: 2 Monate für einen sitzenden und 3 Monaten für einen stehenden Beruf.
Medikamentöse Unterstützung:
Die Knorpelregeneration sollte jedenfalls mit knorpelaufbauenden Präparaten komplettiert werden. Empfohlen werden 3-5 Injektionen mit Hyaluronsäure und orale Aufnahme von Glykosaminoglykanen als Dauertherapie. Bewährt hat sich z.B. das Präparat KnorpelPlus (Nutritect), das aus verschiedenen Bausteinen des Knorpels (Haifisch), Vitamin E und Selen besteht und hervorragende Patienten-Akzeptanz genießt.